Jesus – schwul? Die Kirche, die Christen und die Liebe – Zum Buch von Klaus Dede

Kürzlich bin ich beim Surfen über das Buch von Klaus Dede gestolpert, welches 2006 veröffentlicht wurde. Fast hätte ich mich dabei auf die Nase gelegt, weil diese behäbige Unwahrheit sich mir in den Weg stellte. Will doch Dede unserem lieben Jesus jetzt nach 2000 Jahren noch eine Homosexualität andichten, wie er schreibt, wussten es ja die Pastoren immer schon. Frage ich mich, was man auf diese Pastoren geben kann, die ein Hologramm der Katholischen Kirche sind, der die homo-gene Authentizität fehlt, also genau das, was Jesus Stärke war. Wenn überhaupt etwas bewiesen ist, dann, dass diese Kirche diesen Jesus bis heute nur für ihre eigenen Machtinteressen missbraucht und benutzt hat. So ist Dede mit Pastoren und Kirchenmännern auf einem Niveau oder besser gesagt, auf Augenhöhe. Es mutet schon hanebüchen an, wie noch 50 Jahre nach dem Tod von Wilhelm Reich so ein sinnverzerrender Blödsinn über Jesus geschrieben werden kann. Offenbar habe ich nicht ganz klar, mit welcher Traumwandlerischen Sicherheit manche Autoren und die Kirche die wirklich ergreifende Literatur der Menschheit umschiffen, damit die darin enthaltene Wahrheit nicht noch größeren Schaden am ohnehin spröden Selbstwertgefühl nehmen kann.

Allein die Annahme Jesus als Homosexuellen zu wähnen, ist abstrus und kann nur ein Widerspruch in sich selbst sein. Wenn auf dieser Erde ein Homo Sapiens authentisch und gradlinig gewesen ist, dann doch Jesus.
Das bedeutet gleichzeitig auch, dass ihm sowohl Macho- als auch Weichei-Gehabe abgingen, denn diese Extreme entbehren ja gerade der Authentizität. Und zu Authentizität passt keine Homosexualität, denn die ist meiner Überzeugung nach ein Weg der Kompensation von sowohl nicht verarbeiteten Erlebnissen als auch fehlendem anhand gegeben Handwerkszeug fürs Leben, weil eben der gerade Weg in Kindheit und Jugend zu steinig war und Eltern keine oder nur schwache Lehrer sein konnten.
Jesus hat aber alles andere als kompensiert, sondern vielmehr in jeder Hinsicht lebendig agiert. Die Vorstellung, Jesus hätte bei seiner Sexualität eine Ausnahme gemacht, kann wohl nur in dem Kopf eines Menschen existieren, der selbst ein Problem mit Sexualität hat und dieses auf seine Mitmenschen projiziert oder dem wahre Authentizität abgehen muss und damit wahres Erleben.

Wer Jesus Homosexualität unterstellen will, sollte sich vielleicht auch fragen, wie tief er der Abwehrfalle steckt und wozu er sie braucht. Will er vielleicht mit der willkürlichen Interpretation über einen Jesus eine eigene sexuelle Dis-Orientation schön reden bzw. legitimieren und sich Verstärkung aus einer ehemaligen schwulen Minderheitengruppe holen? Wer wirklich frei denkt, den stört auch letztlich die eigene Homosexualität nicht. Auffällig ist aber doch, dass gerade aus Kirchenkreisen allenfalls pseudo-psychologische Ansätze emporkommen, die jedem halbwegs gefestigten Charakter Worte auf die Lippen spielen wie: „Nachtigall, ik hör dir trapsen!“. Vielleicht halten sich diese Pastoren sich einfach einmal selbst den Spiegel vor und fragen sich, was die Andichtung einer Homosexualität bei Jesus mit ihnen selbst zu tun hat? Benötigen sie sie nicht nur als Alibi für ihre Orientierung und vielleicht auch noch als Entschuldigung für den aus ihrer unmenschlichen Heranreifung und Lebensweise entstehenden Missbrauch an Schutzbefohlenen?

Mir ist schleierhaft, wie intensiv sich der Autor mit der Figur Jesus befasst haben will, doch wohl kaum, denn dann wäre ihm Maria Magdalena nicht unentdeckt geblieben. Sie wird längst nicht mehr im Geheimen nur als Freundin Jesus‘ „gehandelt“, aber auch das halte ich für irrelevant, sind es doch letztlich nichts als Spekulationen auf Klatschniveau und so scheint mir als Motivation für dieses Buch nicht mehr viel anderes übrig zu bleiben als ein wenig Propaganda für die eigene Person.
Jesus Focus lag nicht auf dem uns heute bekannten klassischen Leben als Mann in der Beziehung. Vor dem Hintergrund seiner einmaligen und außergewöhnlichen Lebensleistung wäre ein solcher Fokus wohl als ein Leben mit überdimensionalen Scheuklappen einzuordnen – also ebenfalls ein Widerspruch zu seinem Wesen. Wer sich so einen Unsinn von Vereinbarkeit von Authentizität und Inkongruenz zusammenreimt, muss auch und gerade in der heutigen Welt von der Realität weit entfernt sein. Allenfalls kann es ein Versuch sein, Meinungen zu manipulieren in Richtung mehr Offenheit und Toleranz der Kirche. Sicherlich ist diese erheblich reformbedürftig, doch auf diesen platten Vergleich heruntergebrochen nicht mehr als eine Stereotype, die niemandem gerecht wird, am wenigsten Jesus – und am allerwenigsten jeder sich selbst.

Die Ansicht der Sohn Gottes sei homosexuell, halte ich allenfalls für einen Hinweis darauf, wie sehr manche Menschen die göttliche Normalität dieses Jesus verunstalten und mystifizieren müssen, um diesen Menschen, an den niemand von uns je heranreichen wird, halbwegs begreifen und in seiner Lebendigkeit ertragen zu können. Die Unfähigkeit die eigene Lebendigkeit zu ertragen manifestiert sich hier in der Abwehr und Verzerrung Jesus Normalität. Viele authentische und lebendige Menschen haben in der Geschichte den Tod gefunden, weil sie von verhermten und verbitterten Menschen nicht ertragen wurden und heute noch nicht ertragen werden.

Vor allem, gerade Pastoren können sich am wenigsten ein Bild von Jesus machen, denn Sie leben im Zölibat, lassen sich durch die Kirche die Art zu leben vorschreiben, sind deshalb obrigkeitshörig und können daher nicht authentisch sein. Es ist geradezu lächerlich -oder doch eher armselig und bemitleidenswert- vom Autor Kirchenmänner als Maßstab für die Richtigkeit der verdrehten Aussage über Jesus zu nennen. Hier sieht ein Blinder mit Krückstock wie fehlsichtig diese Haltung ist. Der einzige Grund wieso ein Pastor eine -vermeintliche- Homosexualität nachvollziehen kann, liegt einzig und allein im Zölibat und in seiner frühen Konditionierung durch die Eltern durch Zwang und / oder Ablehnung derselben. Seit Wilhelm Reichs „Die Massenpsychologie des Faschismus“ wissen wir längst, wie diese unzulänglichen Erziehungsmethoden Faschismus in kleinem und großem Gefüge schaffen und diese faschistischen Strukturen sind auch in der Katholischen Kirche erkennbar, die alles andere als von Toleranz und der Fähigkeit Loszulassen gekennzeichnet ist. Auf diese Art und Weise schafft man nämlich erst verdrehte Jugendliche und damit auch Homosexuelle, die sich für das Priesteramt ganz besonders eignen.

Der Erklärungsversuch des Autors beweist allenfalls einmal mehr die Illusion der Menschheit von der spirituellen Getrenntheit mit Gott, die, initiiert durch die Mächtigsten der Christentum-Kirche auf ihre Gläubigen projiziert wurde und immer noch erwartet wird und damit die massivste Ursache des heutigen Irrweges der Menschheit darstellt. Dieses Buch ist eine weitere Zementierung der Verirrung der Menschheit auf Ihrem Irrweg, weg von Gott, auf die Jesus uns bereits vor 2000 Jahren hinwies. Doch dieses Buch zeigt auch, wenn wir über den Tellerrand hinaussehen, wie sehr diese Sichtweise veraltet ist, denn die neuen, feinen, bewussten Strukturen bilden sich in dieser Zeit heraus, ein neuer Zeitgeist von Bewusstheit erwacht, der in erster Linie von Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber gekennzeichnet ist.

Die zwei Sterne gebe ich dafür, dass der Autor mit diesem Machwerk diese jene -veraltete- Illusion für jeden hier noch einmal förmlich greifbar gemacht hat. Illusion muss sich ebenfalls manifestieren, damit man im Gegenzug die Reinheit des Lebens erkennen kann.

Wer wirklich wissen will, was Jesus eher für ein Mensch war, dem empfehle ich das Buch, das ich DAS BUCH DES 20. JAHRHUNDERTS nenne, „CHRISTUSMORD“ von Wilhelm Reich. Vielleicht ist es Paradox, dass gerade von diesem Buch nur noch wenige Exemplare als Repräsentation der zarten Wahrheit über Gott existieren und wir stattdessen in Schund und Müll unterzugehen drohen. Reich war es, der klar machte, wie eine Vereinigung, wenn Sie eine unüberschaubare Zahl von Mitgliedern erreicht, durch das Wesen des Menschen, zu kontrollieren und zu manipulieren, den eigentlichen Sinn zu helfen verfehlt und zu einem Folterinstrument wird und sich in ihr Gegenteil verkehrt oder spätestens irgendwann korrupt und nur noch einzelnen Interessen dienen wird und die Allgemeinheit außen vor lässt.

Wer sich an lebenden Menschen orientieren will, die eine gesunde, dynamische und lebendige Vorstellung von Jesus haben, der ist auch ganz sicher mit dem in der Kirche selbstverständlich sehr umstrittenen Eugen Drewermann gut beraten. Drittklassige Literatur, wie ich diese von Dede einstufe, halte ich für reine Zeitverschwendung. Sie beweist einmal mehr die zwanghaft Mystifizierung Jesus durch den der Realität entrückten und verständnislosen Menschen.

Drewermann wurde auch von unserer Katholischen Kirche auf dem virtuellen Scheiterhaufen gebraten, wie alle, die nicht ihre Ansicht nachplapperten.Wer nicht die Ansicht der Kirche vertritt ist draußen, das ist das gelebte Bild von Nächstenliebe dieser Kirche, das genau Gegenteil von der gelebten Praxis Jesu. Diese unsägliche Kirche ist nichts als ein Widerspruch in sich, eine Perversion des freien Christentums, denn sie ist von Menschen gemacht und wird schon lange organisiert wie ein Unternehmen, in dem ja längst die Mafia mitmischt und in dem ein Dogma auf dem anderen aufbaut. Ein vollkommen krankes und zu Tode verurteiltes System, dem sein Siechtum schon lange anzusehen ist. Jeder Gewaltakt, jedes Hochhalten eines alten oder neuen Dogmas ist gleichbedeutend mit dem Überlebenskampf eines chronisch kranken Systems der Kontrolle und Starre, in der Blut nicht fließen kann wie im Körper lebendiger Menschen.

Die Kluft zwischen dem Gedankengut freidenkender Menschen und Kirchenhörigen muss demnach immer größer werden. Dies scheint zu passen, denn die Zahl der Kirchenzugehörigen schrumpft unaufhaltsam. Wie soll es anders sein? Die Kirche macht den alten Fehler, den auch viele Eltern machen: Wenn das Bewusstsein der Menschen sich weiterentwickelt, muss auch die Kirche sich weiterentwickeln oder etwas anderes Großes tun, nämlich loslassen. Da eine Organisation aber behäbig ist und von den inneren Zwängen seiner Mitglieder beherrscht wird, wird die innere Entwicklung der Kirche der äußeren Entwicklung der Menschheit immer hinterherhinken.

In den schwindenden Zahlen der Kirchenzugehörigen sehe ich die Weitsichtigen, die rechtzeitig das sinkende Schiff verlassen. Es ist ganz sicher ein Irrtum, zu glauben, wir bräuchten eine Kirche für den Glauben an Gott, das ist so, als ob man eine Institution benötigte, die einem bestätigt, dass es gut ist, sich gesund zu ernähren. Alles entspringt dem gesunden Menschenverstand. Wer den nicht hat, erliegt verständlicherweise dem dummen Geschwätz, in dem eine vermeintliche Homosexualität von Jesus konturlos untergeht.

Leute wie Dede sind für mich einmal mehr der lebendige und abschreckende Beweis für Richtigkeit der Aussagen von Kapazitäten wie Wilhelm Reich und Eugen Drewermann.

Ich bin davon überzeugt, dass Jesus, würde er heute leben, der Kirche größter Kritiker wäre und die dies nicht ertragende Kirche diesen Jesus abermals kreuzigen würde, dieses mal allerdings mit einer Kugel aus einem Präzisionsgewehr. Die Art und Weise wie die Mafia heutzutage Präsidenten und Könige zu töten pflegt, ist uns ja aus zahlreichen TV-Thrillern und aus den Geschichtsbüchern bekannt. Man muss nur 3x um die Ecke denken, dann ist klar, wer der Verursacher war. Leider halten sich diese Verursacher vehement und tun Schlechtes. Der Grund dafür: Die Menschheit hat im Gros noch nicht gelernt mehr als 2x um die Ecke zu denken! Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Schwule Weihnachtsmärkte in Köln zeigen letztlich deutlich auf, wie wenig Homosexualität ja gerade von Schwulen und Lesben als alles andere denn als Normalität empfunden wird, sonst würden sie aus ihrer Orientierung kein separates, kein explizites  Ding machen – sonst wäre es integriert und kein Thema, das mit größerem Tam-Tam besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregen muss. Solche Aktionen zeigen mir, dass die Betroffenen Ihre Orientierung als Makel sehen und sich selbst als fehlerhaft betrachten und sich Integration wünschen. Schade, dass die Homosexualität auch hier wieder nur als eine Mystifizierung für das herhalten muss, was als wahre Ursache hinter den Symptomen der Homosexualtität steht. Indem sich die Betroffenen durch einen neurotischen Hype besondere kleinkindliche Beachtung verschaffen, versuchen Sie ihre innere Verletzung schrittweise zu heilen. Die Homosexualität ist für mein Verständnis dabei nichts als das Symptom der Verletzung, das in einer Lieblosigkeit seine Wurzeln trägt. So schafft unsere blinde Gesellschaft Gesetze für Menschen, die ihre Lieblosigkeit in anderen Lebensformen ausdrücken wollen, statt sie zu bearbeiten. Der wesentliche Schritt wird hier ebenso umschifft. Da es in unserer Gesellschaft immer noch nicht akzeptiert wird Verlust zu betrauern, werden mehr oder weniger pathologische Verhaltensweisen, die gesellschaftlich akzeptiert -weil medizinisch katalogisiert- sind, als vermeintliche Ursache vorgeschoben, doch behandelt wird nach wie vor das Symptom, mit allen Gesetzen, mit aller Öffentlichkeitsarbeit und mit allem Ausdruck im Kleinen wie im Großen.

Der Mensch ist Zeit seines Lebens auf der Flucht – vor sich selbst, denn da würde er Jesus begegnen.

Es ist ein Irrtum zu glauben, irgendjemand von uns könnte diesem Weg ausweichen. Wir alle müssen die Summe unserer aller Verfehlungen aufarbeiten, um das Paradies auf Erden zu erlangen.

Das Buch von Klaus Dede gehört für mich nicht gerade zu den subtilen Irrtümern, mit denen wir Menschen jeden Tag, ja jede Minute auf’s Neue in die Abwehr- und Verdrängungsfalle tappen.

Die Antwort liegt in Jesus und damit in uns und keineswegs ausserhalb von uns, auch und gerade weil wir 99.9% unserer Kapazität auf das Aussen richten.