Return To Forever – Live in Bonn – Museumsmeile 20.7.2008

Über die Qualität der Einzelmusiker der Gruppe Return to Forever muss man nichts mehr sagen; sie haben sich in den letzten 30 Jahren ausreichend durch Auftritte u. Produktionen bei einem Millionenpublikum beweisen können. Ihre Größe ist also unbestritten.Von daher ist aber auch die Erwartungshaltung erfahrungsgemäß extrem hoch wenn eine solche Gruppe auftritt, die aus gestandenen u. Bühnen erfahrenen Musikvirtuosen besteht. Daher ist die Rezension der Musik mit einem sehr gut hier schon abgeschlossen. Alles super u. brilliant würde ich also rein musikalisch betrachtet sagen, nachdem ich das Konzert in Bonn auf dem Museumsplatz open air besucht habe, wenn da nicht das Wörtchen wenn wäre. Ein gravierendes u. sehr störendes Manko hatte die Veranstaltung. Den vom Sound-Engeneering eingestellten Klang von Stanley Clarke´s Elektro Bass Gitarre. Durch den im Frequenzspektrum bis etwa 63 Hertz viel zu hohen Pegel, konnte ein klanglicher Hochgenuss nicht wirklich entstehen u. das bezogen auf den Gesamtsound aber auch hinsichtlich der Bassgitarre selbst. Eine Schande, wenn einen Clarke so abzumischen, gehen doch fast alle filigranen Details seiner Spielweise verloren oder treten zumindest in den tiefsten Hintergrund. Das nenne ich Zerstörung von Kunst bei der Entstehung. So ein Sound mag für Rap-Musik oder wegen mir noch für ein Stanley-Clarke-Bass-Sound-Seminar oder für Level42 aber nicht einmal etwas für Hancock´s 84er Rockit gewesen sein – für den Jazz einer Return To Forever, die alles andere ist als Spielweisen simpler Schemen aus wiederkehrenden Akkordreihen daher aber ein absoluter Sound-Faux-Pas u. somit unbrauchbar. Wie ich im Nachhinein erfuhr, bestand dieses Problem schon am Vortag in der Grugahalle in Essen, wo einige Leute in der ersten Pause nach Hause gegangen sind. Dort muss aber die Gesamtbeschallung eine einzige u. absolute Katastrophe gewesen sein. So etwas ist verantwortungslos u. sehr ärgerlich. Es ist wirklich dramatisch, wenn Musiker von Weltklasse immer wieder von Leuten abgemischt werden, die ihnen nicht gerecht werden u. so die Leistung derer erheblich schmälern. Ein Chick Corea ist definitiv nicht zu ersetzen, ein Mann am Pult ohne weiteres. Daher ist es um so unverständlicher, wie Leute bei solchen Konzerten im Einsatz sein können, die einen Wummer-Sound produzieren, der weder im Jazz noch im Jazz-Rock oder in der Jazz-Fusion angebracht ist; der eher in eine eigene Musikkategorie gehört. Jeder halbwegs sorgfältig u. seriös arbeitende Freizeitbeschaller hätte einen weniger extremen u. so besseren Gesamtsound realisieren können denn hier galt es ein weitgehend unproblematisches Instrumentarium zum klingen zu bringen, bei dem ja die sehr problematische Gesangsmikrofone mangels Vokalisten fehlten. Es bleibt also ein Durschnitts-Drum-Set eine Konzertgitarre, eine halbakustische Gitarre (Ovation) ein, zwei PRS oder Gibson E-Gitarren, ein bereits von innen abgenommener Yamahaflügel, ein 54er Fender Rhodes E-Piano Mark II, ein Mini-Moog (Retro Modell) sowie eine Yamaha Motif Workstation. Die Liste wird beendet mit dem Kontrabass u. dem E-Bass von Stanley Clarke. Letzteres Instrument wurde derart dilettantisch in den Vordergrund gemischt, was zu einer Überdeckung des Gesamtsounds führte. Einen solchen Sound hätte Bass Legende Jaco Pastorius zu Zeiten mit Weather Report (auch eine ähnlich instrumentalisierte 4 Mann Formation –abgesehen von den Percussion) nicht abgesegnet. Bei ihm konnte man jederzeit alle gespielten Töne analysieren, was bei diesem Konzert bei Stanley Clarke nicht möglich war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Sound-Einstellung auf Anweisung des Bassisten oder vom Band Leader Corea erfolgt ist der in den 70ern nie solche Sounds gespielt hat u. so bleibt nur zu vermuten, dass dies aufgrund des Musik-(Geschmacks??) des verantwortlichen Klangingenieurs zuzuschreiben ist. Dieser sollte wissen, welches klangliche Desaster ein Bass mit den sich im Raum kugelförmig ausbreitenden Schallwellen anrichten kann, insbesondere wenn der Pegel zu hoch ist u. für den Fall in Essen, wenn man sich dazu noch in einer geschlossenen Lokalität befindet u. mit örtlichen Gegebenheit von Mehrfachreflexionen zu kämpfen hat. Hier haben sich die Soundleute offenbar über alle physikalischen Grundsätze der Tontechnik u. Akustik hinweg gesetzt. Zu einem Konzert, insbesondere einem höherer Güte, gehört zwingend ein mit geschulten Ohren sorgfältig abgemischter Sound, damit an allen HörPlätzen zumindest zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. Da hier kein bisschen Liebe für das Detail sichtbar geworden ist kann ich für diese Veranstaltung, bei der ich den Musikern gern 6 von 5 Sternen gegeben hätte, leider nur 3 Sterne geben. Die Leuten vom Sound sollten noch einmal Nachhilfe in den Grundsätzen der Beschallung nehmen o. den Job an fähige Profis abgeben. Wer solche Beschallungsfehler macht, gehört definitiv nicht in die Profiszene!

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